

Internationale Solidarität Reflexion
Gegen Menschenhandel
Juli 2018
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Einführung
Menschenhandel wird sowohl in ländlichen als auch in städtischen Gebieten betrieben. Menschen aus allen Gesellschaftsschichten nehmen freiwillig an kommerzieller sexueller Ausbeutung, an Zwangsarbeit, häuslicher Unterdrückung, an Zwangsheiraten und Organraub an Millionen von Frauen, Kindern und Männern teil. Fast ein Drittel aller Opfer von Menschenhandel sind Kinder, und über 70% sind Frauen und Mädchen. Dies ist schockierend, da der Handel weiter verbreitet ist, als zuvor angenommen wurde. (Quelle: UNODC Global Report on Trafficking in Persons 2016)
Der Festtag der hl. Josephine Bakhita am 8. Februar und der Welttag gegen Menschenhandel am 30. Juli rufen uns dazu auf, Verantwortung zu übernehmen für die Sensibilisierung für die Situation der Opfer von Menschenhandel und für die Förderung und den Schutz ihrer Rechte. Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass viele Menschen sich ausdrücklich für die Bekämpfung des Menschenhandels einsetzen. Trotz dieser Sensibilisierung gegen Menschenhandel werden einige Überlebende häufig erneut ausgebeutet.
Aufruf zum Gebet
Jesus sagte: „Ich bin nicht gekommen, um Gerechte, sondern Sünder zur Umkehr zu rufen“ (Lk 5,32). Wenn wir für ein Ende der entsetzlichen Ungerechtigkeit durch Menschenhandel beten, ist es leicht, unsere eigenen Sünden zu vergessen, die bei diesen Gräueltaten mitspielen. Lasst uns anerkennen, dass wir mit Selbstsucht, Lust und Gier kämpfen, die das Übel des Menschenhandels nähren. Wir beten um Vergebung für unsere Sünden und bitten Gott, uns zu befähigen zu dienen, zu lieben und etwas zu bewirken.
Erfahrung
Jedes Jahr zahlen Tausende von Migranten, um illegal von afrikanischen Ländern über Libyen nach Europa zu kommen. Die Route durch Libyen ist ein bekannter Weg für Menschenhandel in Afrika, wo Menschenhändler ihr Gewerbe öffentlich betreiben; es wird gesagt, dass die Reise sehr gefährlich ist. Sie dauert Monate, in denen Opfer unmenschlichen Behandlungen ausgesetzt sind. Sie werden in Haftzentren gebracht, misshandelt, verkauft und in libyschen Sklavenmärkten weiter-verkauft. Sie werden gezwungen, in der Sexindustrie zu arbeiten, um ihre Reise nach Italien zu bezahlen. Viele Migranten werden dabei getötet.
Blessing, einer Geschäftsfrau aus dem Bundesstaat Edo, Nigeria, wurde von einem Menschenhändler versprochen, dass sie mehr Geld in Europa verdienen könne. Sie wurde Oveke, einem Vermittler, vorgestellt, der ihr sagte, dass sie 500.000 Naira (1.180 €) bezahlen sollte, damit er ihr hilft, Europa zu erreichen. Das Geld war bei der Ankunft in Libyen fällig. Blessing, die hoffte, dass sie nach Europa käme, verkaufte ihre persönliche Habe, damit sie dorthin komme. Dann machte sie sich mit vier anderen jungen Mädchen aus dem Bundesstaat Edo auf die Reise durch Libyen nach Italien. Die Mädchen wurden an einen anderen Ort, Auchi , gebracht, um auf ihren Transport zu warten, während die Vermittler sie auf die Reise vorbereiteten. In Auchi gab Oveke ihnen Kondome und sagte ihnen, dass sie nicht kämpfen sollten, wenn sie in Libyen vergewaltigt würden, sondern einfach auf Gott vertrauen, dass sie es nach Europa schaffen würden. Das war für Blessing so gruselig, aber trotzdem stiegen sie in den Nachtbus nach Norden.
„Die Türen wurden hinter uns verschlossen“, sagte sie. „Ich war froh, dass Oveke nicht im Bus war. Ich schaffte es, eines der Mädchen davon zu überzeugen, wieder mit mir nach Hause zu gehen, weil ich so viel Angst davor hatte, vergewaltigt zu werden. Wir beide sind beim nächsten Marktplatz hinaus gesprungen. Wir schafften es, für die Rückfahrt zu unserem Dorf Plätze im Morgenbus zu buchen. Wir sind wenigstens sicher.”
Die anderen drei setzten gemeinsam mit den vielen anderen die Reise nach Europa fort über Kano nach Agadez und von Agadez nach Libyen, wo die Vermittler bezahlt wurden. (Quelle: mündl. Bericht an Sr. Beatrice in Nigeria. Eine ähnliche Geschichte ist zu finden auf CNN online.)
Reflexion
Am Fest der heiligen Josephine Bakhita, dem 8. Februar 2018, dem Weltgebetstag gegen den Menschenhandel, forderte Papst Franziskus jeden, Bürger und Institutionen, auf, sich zusammenzuschließen, um Menschenhandel zu verhindern und Schutz und Hilfe für die Opfer zu garantieren. Der Papst stellte fest, dass viele Migranten gezwungen sind, illegale Migrationswege zu wählen, auf denen sie Missbrauch jeglicher Art, Ausbeutung und Sklaverei ausgesetzt sind. Kinder und Erwachsene werden betrogen und zur sexuellen Ausbeutung und Zwangsarbeit an unbekannte Orte gebracht. Er wies auf die Probleme in der Gesellschaft hin, die die moderne Sklaverei möglich machen: Ignoranz, mangelnde Bereitschaft, dieses Problem einzugestehen, und Heuchelei. (Quellen: Papst Franziskus, Generalaudienz, 7. Februar 2018 und Vatican News: Pope Francis: Human trafficking is a crime against humanity, February 12, 2018)
Wie oft begegnen wir Opfern von Menschenhandel? Erkennen wir sie in unserer Gesellschaft an? Was haben wir getan, um diesen Opfern zu helfen?
Wir sind aufgerufen, die verschiedenen Formen der Mittäterschaft zu untersuchen, mit denen die Gesellschaft den Sexhandel und die Ausbeutung von Menschen toleriert und fördert.
Wir werden deshalb ermutigt, für die Opfer zu beten und uns gegen das zu stellen, was der Apostel Paulus „die Geister des Bösen“ (Eph 6,12) hinter dieser menschlichen Ausbeutung nannte. Wir haben eine enorme Macht, wenn wir zusammenstehen. Und noch größere Macht, wenn wir in dieser Angelegenheit zum König der Könige beten.
Handeln
- Veranstalten Sie ein Treffen, um sich des Menschenhandels bewusst zu werden. Schauen Sie zum Beispiel mit Mitarbeitern Filme über Menschenhandel an und diskutieren Sie darüber.
- Arbeiten Sie gemeinsam mit der örtlichen Gemeinde zusammen, um den Menschenhandel zu stoppen, indem Sie ein Opfer unterstützen oder das Bewusstsein für Menschenhandel erweitern.
- Denken Sie über Probleme des Menschenhandels in Ihrer Region nach.
- Treffen Sie sich mit Überlebenden des Menschenhandels und lernen Sie die Zeichen der modernen Sklaverei kennen.
Schlussgebet
Herr Jesus, stärke uns, erleuchte uns, ermächtige uns und erfülle uns mit dem zweifachen Anteil deines Heiligen Geistes, dem Geist des Mutes und der Stärke, damit wir für das, was gerecht und wahr ist, aufstehen können. Hilf uns, den Bedürftigen Verständnis und Mitgefühl zu schenken, sie so zu lieben, wie du sie liebst. Das erbitten wir durch die Fürsprache der hl. Josephine Bakhita. Amen.
Vorbereitet von Schwester Beatrice, Provinz Afrika für das Internationale Shalom Büro, Rom, Italien
Die Grafik wurde entnommen der Richtungweisenden Erklärung des 24, Generalkapitels.
Design: Kongregationsweites Kommunikationsbüro