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Internationale
Solidaritätsreflexion
Arme Schulschwestern v.U.L.Fr.

Frieden und Solidarität/Mitgefühl

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Einleitung

In unserer Welt gibt es viele Kriege, die weiterhin Schmerz, Leid, Vertreibung und Tod verursachen. In der Ukraine, im Jemen, in Myanmar, Äthiopien, Syrien und im Sudan, um nur einige zu nennen. IHR SEID GESANDT ermutigt uns zu einer prophetischen Antwort und zur Solidarität mit denjeni-gen, die von diesen schwierigen und beängstigenden Realitäten betroffen sind. „In Freiheit und Vertrauen sind wir bereit, im Dialog einander offen zu begegnen, zu hoffen gegen alle Hoffnung, Entbehrung zu ertragen und Unsicherheiten willig anzunehmen“. (ISG, K 16) Diese Passage aus ISG mag für uns jetzt besonders relevant sein, wo auch wir Schwestern mit der greifbaren Realität des Krieges konfrontiert sind. Der Grausamkeit des Krieges ins Auge zu sehen und diesen Aspekt unse-rer Konstitution in unserem täglichen Leben immer zu leben, verlangt von uns, dass wir aus unserer Komfortzone heraustreten und es wagen, auf ungeahnte Weise mutig zu reagieren. (ISG, GD 36, 37)

Aufruf zum Gebet

Aufruf zum Gebet
Gott nichts geschieht in der Welt
Letztlich ohne Deinen Willen;
nicht im Großen der Weltgeschichte
und nicht in unserem persönlichen Leben.
Manchmal fällt es uns schwer, zu beten:
„Vater, dein Wille geschehe.“
Wir können dann nur noch schweigen,
hoffen, anbeten, vertrauen.
Und doch liegt eine Kraft in dem Wissen,
kein Leid ist umsonst,
kein Schmerz ist vergeblich,
keine Frage ohne Sinn.
Du, großer Gott – planst durch alles Unheil hindurch
unser Heil.
Du führst alle Dunkelheiten
zum Licht.
Und finden wir dennoch keine Worte für Dich –
Du nimmst auch Schweigen und Tränen an.

(gekürztes Gebet aus Du Gott)

 

Erfahrung

Als Freiwillige arbeitete ich mit dem Caritas Helping Point an der ukrainisch-ungarischen Grenze. Dort traf ich eine dreißigjährige Frau mit ihrem dreijährigen Sohn Simon. Sie kamen am Morgen an und setzten nach einer Stunde ihre Reise nach Israel fort. Sie aßen ein wenig und nutzten die sanitären Anlagen. Ich konnte mit Simon sehr leicht Kontakt aufnehmen, vor allem nachdem ich ihm gezeigt hatte, wo die Schokolade war. Er lächelte die ganze Zeit. Ich hatte den Eindruck, dass ihm die schwierige Situation um ihn herum nicht wirklich bewusst war, nicht so wie seiner Mutter. Ihre Au-gen sprachen von Traurigkeit, Verzweiflung und großem Schmerz. Sie konnte kein Ungarisch und ich konnte kein Ukrainisch, aber im Bus, bevor sie abfuhren, konnten wir uns sehr gut verstehen. Mit Tränen in den Augen umarmte sie mich. Seitdem sind der Blick dieser jungen Frau und Simons Lächeln immer noch in meinem Herzen.

 

Reflexion

Unterdrückung, Ungerechtigkeit, Verletzlichkeit, Angst. All das sind die Merkmale des Krieges. Jedes von ihnen existiert in menschlichen Beziehungen. Sie geben uns die Möglichkeit, uns selbst zu prüfen und uns der Kriege oder kalten Kriege bewusst zu werden, die uns umgeben könnten. Die Geschichte hat gezeigt, dass es keine Unterdrückung ohne einen Unterdrücker und einen Unterdrückten gibt. Es gibt keine Angst ohne eine furchterregende und gefürchtete Person. Warum er-greifen Gier und Hass Besitz vom menschlichen Herzen? Wie können Menschen im Schmerz, im Angesicht der Verwüstung ihres Lebens ausharren?

Auf diese Fragen kann nur Jesus Antworten geben. Jesus hat nie zu Gewalt oder Intoleranz aufgeru-fen. Er verurteilte offen die Anwendung von Gewalt, um Macht über andere zu erlangen: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein.“ (Mt 20,25-26 wie in Fratelli Tutti, 238) Er geht sogar noch weiter und fordert uns auf, siebenundsiebzigmal vergeben zu können. Anstelle einer aggressi-ven Reaktion auf Unterdrückung bietet er ein sanftes Vertrauen auf Gott an. Er gibt uns ein Bei-spiel, bevor er seine Aufgabe am Kreuz erfüllte: „Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf vor seinen Scherern verstummt, so tat auch er seinen Mund nicht auf.“ (Jes 53,7) Nach seiner Auferstehung, als er den Raum betrat, in dem die Jünger versammelt waren – bei ge-schlossenen Türen, weil sie sich fürchteten – waren dies seine ersten Worte: „Friede sei mit euch.“ (Joh 20,19)

Welches sind die Kriege oder kalten Kriege, die uns in unseren Gemeinschaften, Städten und Ländern umgeben ?

  1. Wie kann ich den Weg der Gewaltlosigkeit erlernen und ein Förderer des Friedens in meiner Gemeinschaft, in meinem Umfeld und in meinem Dienst sein?
  2. Was hilft mir, ein mitfühlendes Herz zu entwickeln, das mich nicht daran hindert, dem anderen zu vergeben, ja sogar dem Unterdrücker zu vergeben oder ihn nicht zu hassen?
  3. Welches Opfer bin ich bereit, um des Friedens willen zu bringen? Welcher Askese unterziehe ich mich?

 

Aktion

Nach Ihrer persönlichen Reflexion überlegen Sie, was Sie in Ihren Gemeinden tun können. Hier finden Sie einige Möglichkeiten:
Beten Sie regelmäßig für den Frieden – mit den Menschen, zu denen wir gesandt sind.

  • • Finden Sie Wege, wie Sie Caritas International unterstützen können.
    • Erzählen Sie, wie Sie vom Krieg betroffen sind und wie Sie aufgerufen sind, in Ihrem tägli-chen Leben gewaltfrei und solidarisch zu handeln.
    • Öffnen Sie Ihre Häuser für Flüchtlinge (wenn es möglich ist).
    • Unterrichten Sie Fremdsprachen, engagieren Sie sich ehrenamtlich für kleine Kinder und Flüchtlinge.

Schlussgebet: Gebet zum Schöpfer

Herr und Vater der Menschheit,
du hast alle Menschen mit gleicher
Würde erschaffen.
Gieße den Geist der Geschwisterlichkeit in
unsere Herzen ein. Wecke in uns den Wunsch
nach einer neuen Art der Begegnung, nach
Dialog, Gerechtigkeit und Frieden.
Sporne uns an, allerorts bessere Gesellschaften
aufzubauen und eine menschenwürdigere
Welt, ohne Hunger und Armut, ohne Gewalt und Krieg.
Gib, dass unsere Herzen
sich allen Völkern und Nationen der Erde
öffnen, damit wir das Gute und Schöne
erkennen, das Du in sie eingesät hast,
damit wir engere Beziehungen knüpfen und so
Bande der Einheit, gemeinsame Projekte und
gemeinsame Träume schmieden. Amen.

(Das Gebet ist nach einem Gebet in Fratelli Tutti)

 

 

M. Sára Geröly, SSND, Ungarische Provinz für das Internationale Shalom Netzwerk
Graphik von der Richtungweisenden Erklärung, 24.. Generalkapitel. Design:Kommunikationsbüro.