
Einleitung
Kinder leben heute weltweit in der Regel unter sehr herausfordernden Bedingungen. Einige leben unter dem Druck, erfolgreiche Menschen in wirtschaftlich wettbewerbsintensiven Gesellschaften zu werden, während andere Schwierigkeiten haben, die Grundbedürfnisse wie Nahrung, Unterkunft, Gesundheit und Bildung zu befriedigen. Sie haben keine Zeit, mit ihren Freunden zu spielen. Sie sind nicht frei, die zu sein, die sie sind. Infolgedessen verlieren sie ihr Selbstvertrauen. Kinder, deren Eltern oder Betreuer kein Geld haben oder nicht beabsichtigen, sie zur Schule zu schicken, brechen diese ab und führen für den Rest ihres Lebens ein Leben als ‚drop outs‘ (Schulabbrecher). Sie fühlen sich oft von der Gesellschaft verlassen. Man sorgt sich sehr wegen der wachsenden Zahl von Kindern, die unter Mobbing durch Gleichaltrige, Schikanen von Lehrern und Missbrauch durch Eltern leiden.
Gebetsaufruf
Gott liebt alle und kümmert sich um alle, aber ein besonderes Anliegen sind ihm die Hilflosen. Kinder sind nicht in der Lage, ihr Leiden unter Mobbing durch Gleichaltrige, Druck durch einen Lehrer oder Missbrauch durch Eltern auszudrücken. Oft sind ihr Leiden und ihr Schmerz unsichtbar, und normalerweise brauchen sie die Hilfe anderer, um aus ihren schwierigen Situationen herauszukommen. Bitten wir Maria, mit uns zu beten, damit wir die Leiden von Frauen und Kindern sehen und fühlen und auf ihre Bedürfnisse eingehen können!
Erfahrung
Eine japanische Anwältin, Setsuko Tsuboi, und andere Personen eröffneten 2004 in Tokio, Japan, ein Kinderheim. In den frühen 90-ern arbeitete sie als junge Anwältin mit Teenagern, die kriminell wurden. Sie erkannte, dass es keine sicheren Orte gab, an die sie gehen konnten, als sie von Zuhause wegliefen.
Sie nahm Kontakt auf zu einer Frau, die ein Frauenhaus leitete, und fragte nach der Möglichkeit, ein Kinderheim zu eröffnen. Deren Rat war der folgende: Es gibt zwei große Hindernisse bei der Einrichtung eines Kinderheims. Wenn Sie einen Minderjährigen in Ihrem Heim aufgenommen haben, könnten Sie von der Person, die das Sorgerecht für den Minderjährigen hat, wegen Entführung angeklagt werden. Ein zweites Hindernis ist die finanzielle Schwierigkeit, ein Kinderheim zu führen. Ein Minderjähriger rennt normalerweise ohne Geld von zu Hause weg, während eine erwachsene Frau möglicherweise etwas Geld hat, um sich selbst zu ernähren. Wenn Sie vorhaben, ein Kinderheim zu betreiben, müssen Sie finanziell abgesichert sein, um die Bedürfnisse des Heims zu erfüllen. Die Einrichtung eines Kinderheims schien eine ziemlich hohe Barriere zu haben.
Als die japanische Regierung 1994 das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte des Kindes ratifizierte, startete das „Komitee für Kinderrechte und Jugendrecht“ der Anwaltsvereinigung in Tokio das „Spielprojekt“, um pro Jahr ein Stück zu erstellen und aufzuführen, das der übrigen Gesellschaft die Realität der Leiden von Kindern zeigt. Anwälte luden Kinder, mit denen sie zusammengearbeitet hatten, ein, am „Spielprojekt“ teilzunehmen. Setsuko Tsuboi war die Drehbuchautorin dieser Stücke. 2002 schrieb sie ein Stück über den Traum von einem Kinderheim. Durch das Stück wurde ihr Traum, das Shethe Kinderheim einzurichten, mehr Menschen mitgeteilt, und das Vorbereitungskomitee für das Kinderheim begann zu arbeiten. Der Ausschuss trat monatlich zusammen, um die Hindernisse nacheinander zu überwinden. Zum Beispiel hatte jedes Kind einen Anwalt, der für den Schutz zuständig war, und die Anwaltskosten wurden aus dem Rechtshilfesystem für Kinder bezahlt, das durch die Mitgliedsbeiträge der Anwälte geschaffen wurde. Durch die gemeinsamen Bemühungen von Fachleuten aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft wurde das Kinderheim schließlich im Jahr 2004 eröffnet.
Es war ein sehr wichtiger erster Schritt. Mittlerweile gibt es in Japan mehr als zwanzig Notunterkünfte. Es war auch wichtig, sie zu institutionalisieren und weiterzuentwickeln. Um das Leiden der Kinder anzugehen, reichen diese Maßnahmen jedoch nicht aus. Sie werden das Leiden der Kinder nicht beseitigen. Als Setsuko Tsuboi mit Kindern gearbeitet hat, hat sie zwei Dinge gelernt. Eines war zuzugeben, dass sie nicht alle Kinder retten konnte, aber sie konnte bei ihnen bleiben und für sie beten, damit sie leben konnten. Das andere war, dass Kinder einen Heilungsprozess durchlaufen und das Vertrauen zurückgewinnen müssen.
Es ist sehr wichtig, dass Mitarbeiter des Kinderheims, Anwälte, Krankenschwestern, Ärzte und Freiwillige bei der Arbeit mit Kindern dieselben Grundprinzipien/Philosophie teilen. Erstens ist es gut für dich, geboren zu sein. Du bist gut, so wie du bist. Zweitens, du bist nicht allein. Und drittens kannst du deinen eigenen Weg wählen und nach Belieben gehen. Wiederholt bekräf-tigen die Mitarbeiter diese Ideen bei ihrer Arbeit mit den Kindern.
(Aus „Kinder, denen ihre Rechte genommen werden – Kinderrechte aus der Sicht der Armut“ herausge-geben von Tomisaka Christian Center, veröffentlicht von Kyobunkan Christliche Verleger, Artikel 5; Setsuko Tsuboi „Kinder, die keinen Platz zum Übernachten haben – Realität von Kinderheimen“)
Reflexion
Was hat Sie an Setsuko Tsubois Arbeit am meisten berührt? Und was haben Sie gelernt?
Haben Sie in der Vergangenheit Erfahrungen gemacht mit Kindern, die großes Leid und starke Schmerzen erleiden? Wenn ja, was haben Sie getan? Inwiefern haben Sie ihnen geholfen oder zur Handlungsfähigkeit verholfen? Was haben Sie aus den Erfahrungen gelernt?
Angesichts von Covid-19 und anderen Pandemien in unserer heutigen Welt – Hunger, Vertreibungen, mangelnder Zugang zu Bildung, Klimawandel und Gewalt – was müssen wir vor Ort konkret tun, insbesondere für Frauen und Kinder?
Aktion
Treffen Sie eine konkrete Entscheidung Ihren Lebensstil betreffend, um eine Reaktion auf den Schrei der Armen und den Schrei der Erde widerzuspiegeln!
Arbeiten oder vernetzen Sie sich mit anderen im Kampf für Gerechtigkeit für Frauen und Kinder!
Finden oder schaffen Sie Möglichkeiten, um die Realität leidender Frauen und Kinder kennenzulernen!
Laden Sie Menschen ein, die mit leidenden Frauen und Mädchen arbeiten und lassen Sie sie von ihren Erfahrungen berichten!
Lesen Sie die Nachrichten und einige Bücher, um mehr über die Realität zu erfahren!
Finden Sie Wege, um direkten Kontakt zu leidenden Frauen und Kindern zu haben!
Finden Sie Wege, den Bedürfnissen von Frauen und Kindern eine Stimme zu geben!
Schlussgebet
Dreieiniger Gott, du hast alle Menschen mit gleicherWürde geschaffen. Gieße in unserer Welt voller Hunger, Armut und Gewalt deine Liebe in unsere Herzen und inspiriere uns zu Aktionen des Dialogs, der Gerechtigkeit und des Friedens, während wir gemeinsam mit anderen erziehen, für sie eintreten und handeln. Mögen unsere Herzen für alle Völker und Nationen der Erde geöffnet sein! Mögen wir im Geiste der seligen Theresia von Jesu als Frauen des Friedens, der Hoffnung und der Liebe unsere Sendung im Herzen dieser Welt leben! Amen!
Schwester Judith Kamada SSND, Kyoto, Japan, Shalom-Zweig Asien/Ozeanien für das Internationale Shalom Büro, Rom, Italien