
Internationale Solidaritätsreflexion
Ein Herz offen für die Welt
Juli 2022 Use link to print PDF Version (221 KB)
Einführung
Millionen von Menschen wurden durch Kriege vertrieben oder sind aufgrund von klimatischen Veränderun-gen, wirtschaftlicher oder politischer Instabilität und drohender Gewalt zur Migration gezwungen, was sie anfällig für Menschenhandel und andere Formen der Ausbeutung macht. Papst Franziskus ruft uns auf, alle Menschen, die gezwungen sind, aus ihrer Heimat zu fliehen, aufzunehmen, zu schützen und zu respektieren. Nehmen wir uns in diesem Monat Zeit, um darüber nachzudenken, wie wir die Vertriebenen und Gefährdeten besser aufnehmen und unterstützen können, und gleichzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um die systembe-dingten Ungerechtigkeiten zu bekämpfen, die zu diesen Situationen führen.
Aufruf zum Gebet
Gott des Mitgefühls und Geist der Hoffnung, öffne unsere Herzen für das Leiden der Welt. Nicht um Infor-mationen zu sammeln oder unsere Neugier zu befriedigen, sondern das, was der Welt widerfährt, schmerzlich zur Kenntnis zu nehmen,z u wagen, es in persönliches Leiden zu verwandeln, und so zu entdecken, was jeder von uns dagegen tun kann. Darum bitten wir im Namen Jesu. Amen. (Inspiriert von Laudato Si‘ #19)
Erfahrung
Der Krieg in der Ukraine und andere Konflikte haben dazu geführt, dass die Zahl der Menschen, die gezwun-gen sind, ihre Heimat zu verlassen, zum ersten Mal in der Geschichte die 100-Millionen-Grenze überschritten hat. (UNHCR) Jeden Tag sind Tausende von Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und manchmal ihr Leben auf der Suche nach einem besseren Leben in die Hände von Schleppern zu legen. Im Alter von 17 Jahren hat Mary genau das getan. Sie spürte, dass es in ihrer Heimat Benin City, Nigeria, keine Zukunft für sie gab, und suchte daher anderswo nach Möglichkeiten. Sie kam in Kontakt mit einem Mann, Ben, der versprach, ihr die Reise nach Italien zu bezahlen und ihr durch seine Beziehungen einen Job in einem Res-taurant zu besorgen. Stattdessen wurde ihre Schwäche ausgenutzt, und Mary wurde in den Sexhandel ge-zwungen.
Nachdem sie eine Woche lang Bombenangriffe und Granatenbeschuss überstanden hatte, floh Victoria mit ihren Kindern, zwei Freunden und einer Tasche aus der Ukraine. Sie ließ ihren Mann und alles andere zurück. An der Grenze wartete sie mit Tausenden von anderen Flüchtlingen über 12 Stunden in eisiger Kälte, bevor sie nach Polen kam. „Wie fühlt man sich, wenn man aus seinem Land vertrieben wird, wenn man seine Lieben zurücklassen muss? Oder wie erschöpft ist man, wenn man von Sirenen geweckt wird und nachts seine Kinder in den Schutzraum bringt? Wer wird uns in diesem fremden Land willkommen heißen?“
Monse und ihre beiden Kinder leben seit zwei Monaten unter Planen auf den Straßen von Juarez, Mexiko. Sie und ihre Familie beantragen Asyl in den USA, um der Gewalt zu entkommen, die ihre Sicherheit zu Hause bedroht. Sie gehören zu den Tausenden, die aus ganz Mittelamerika vor Gewalt und extremer Armut fliehen. Doch die US-Bestimmungen zwingen sie, in Mexiko zu warten, bis ihr Fall geprüft wird. So leben sie auf der Straße und sind der Gefahr von Ausbeutung und Menschenhandel ausgesetzt. Die energische 23-Jährige kümmert sich nicht nur um ihre eigenen zwei Kinder, sondern auch um die dutzend anderen, die sich ihren Platz auf der Straße teilen. Wie schlimm muss es zu Hause für Monse und die anderen gewesen sein, dass sie sich auf diese Reise voller Entbehrungen und Ungewissheit begeben haben? Welchen Glauben muss sie haben.
Reflexion
„Wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit zu Hause ist.“ (2 Petr 3,13) Die Gerechtigkeit ist einer der Bausteine des Reiches Gottes. In unserem täglichen Bemühen, den Wil-len des Herrn zu tun, muss die Gerechtigkeit mit Geduld, Opferbereitschaft und Entschlossenheit aufgebaut werden, damit alle, die danach hungern und dürsten, gesättigt werden. (vgl. Mt 5,6) Doch damit diese wun-derbare Harmonie herrscht, müssen wir das Heil Christi, sein Evangelium der Liebe, annehmen, damit die vielen Formen der Ungleichheit und Diskriminierung in der heutigen Welt beseitigt werden können. Keiner darf ausgeschlossen werden. Gottes Plan ist im Wesentlichen inklusiv und gibt denjenigen Vorrang, die an den existenziellen Rändern leben. Unter ihnen sind viele Migranten und Flüchtlinge, Vertriebene und Opfer von Menschenhandel.“ (Aus der Botschaft von Papst Franziskus zum Welttag der Migranten und Flüchtlinge 2022)
Was tue ich, um die Fremden willkommen zu heißen und den Schwachen zu helfen? Sehe ich sie in meiner Gemeinschaft? Wenn ja, erkenne ich sie als einen Abglanz des Göttlichen?
„In Treue zu unserem Charisma und der Sendung, alle zur Einheit zu führen, verpflichten wir uns, einfacher, verantwortungsvoller und nachhaltiger zu leben und in Zusammenarbeit mit anderen für die Würde des Le-bens und die Bewahrung der gesamten Schöpfung zu erziehen, einzutreten und zu handeln.“ – SSND Laudato Si‘ Aktionsplattform Öffentliche Verpflichtung. “-
Wie könnte ein stärkeres Bekenntnis zu dieser Verpflichtung dazu beitragen, die wirtschaftlichen und sozia-len Systeme anzugehen, die nur allzu oft zur Ausbeutung von Menschen und Planeten führen?
Aktion
• Beten – Das Gebet treibt uns zur Liebe an und inspiriert uns zum Dienst. SSND Gebetsressourcen.
• Willkommen – Erkunden oder erweitern Sie die Bemühungen, die müden Menschen, die in Ihrer Gemeinde Schutz oder Gelegenheit suchen, willkommen zu heißen. Unterstützen Sie die Bemühun-gen der Armen Schulschwestern, ukrainischen und anderen Flüchtlingen zu helfen.
• Aufklärung/Bewusstseinsbildung – Geschichten, Situationen und Fakten aus dem wirklichen Le-ben aufgreifen und so dazu beitragen, Mythen zu zerstreuen (wie z. B. die Theorie des großen Aus-tausches1), die dazu dienen, auszugrenzen, auszubeuten und zu diskriminieren.
• Anwaltschaft/Unterstützung – Erheben Sie Ihre Stimme in Solidarität mit den Gefährdeten und in Zusammenarbeit mit anderen (Talitha Kum, Pax Christi International, The Economy of Francesco, Caritas usw.), um sicherzustellen, dass alle respektiert und geschützt werden, und um für Änderun-gen in den Systemen und Praktiken einzutreten, die so viele Gefährdete dem Menschenhandel, der Ausbeutung und Diskriminierung aussetzen.
• Handeln – Erkunden Sie, wie Sie Ihren Lebensstil anpassen können, um einfacher, verantwortungs-voller und nachhaltiger zu leben.
Abschließendes Gebet
Gott aller Menschen – schenke uns Herzen, die aufbrechen, wenn unsere Brüder und Schwestern schreien. Dann werden all diese Dinge sicher folgen: Die Ohren werden sich nicht mehr taub stellen für ihre Stimmen. Die Augen werden einen Moment der Gnade sehen und nicht eine Bedrohung. Die Zungen werden nicht mehr verstummen, sondern für sie eintreten. Und die Hände werden sich ausstrecken – die Müden willkom-men heißen, sich für Frieden in ihrer Heimat einsetzen und für Gerechtigkeit in den Ländern, in denen sie Zuflucht suchen, und sich für den Schutz unserer gemeinsamen Heimat einsetzen – zum Wohle deiner ganzen Schöpfung. Herr, beschütze alle, die Zuflucht und Schutz vor Ausbeutung suchen. Mögen sie in mir einen Freund finden und mich so der Zuflucht würdig machen, die ich in dir gefunden habe. Amen. (In Anlehnung an das Gebet für Flüchtlinge von Catholic Relief Services).