

Internationale Solidaritätsreflexion
Ökologische Bekehrung
Februar 2022 Verwenden Sie diesen Link, um die PDF-Version zu drucken ( 236KB)
Einführung
Unter Ökologie versteht man in der Biologie die Untersuchung der Beziehungen aller lebenden Organismen, einschließlich des Menschen, zu ihrer Umgebung oder Umwelt. Bekehrung ist eine Hinwendung von etwas zu etwas anderem, eine Veränderung. Wenn wir also über ökologische Bekehrung nachdenken, sollten wir uns zunächst einige Augenblicke Zeit nehmen, um über die tiefgreifende Beziehung nachzudenken, die wir Menschen mit allem Leben um uns herum haben.
Betrachten Sie mit einem Gefühl des Staunens, der Ehrfurcht und der Dankbarkeit die unglaublichen ökologischen Beziehungen, die wir zu allem haben, was uns umgibt – zu den Sternen, der Sonne, dem Mond, den Meeren, den Bergen, den Pflanzen, den Geschöpfen der Erde und zu allen Völkern überall. Welche ökologischen Umwandlungen oder Veränderungen kommen Ihnen aus diesem Gefühl des Staunens, der Ehrfurcht und der Dankbarkeit heraus sofort in den Sinn, die für ein Leben in gegenseitiger lebensspendender und rechter Beziehung mit allem, was uns in der heutigen Welt umgibt, entscheidend sind?
Aufruf zum Gebet
Liebender Schöpfergott, du hast alles, was lebt, nach deinem Bild und Gleichnis geschaffen. Du hast uns die Erde gegeben, unser Zuhause (gr. oikos), einen Ort zum Leben. Möge dein Geist unsere Herzen durchdringen, wenn wir unsere Beziehung zur gesamten Schöpfung, die in unserem Haus existiert, betrachten. Hilf uns, offen zu sein für alle ökologischen Veränderungen, die die Gerechtigkeit von uns als Einzelnen und als Gemeinschaft verlangt. Darum beten wir in Jesu Namen. Amen.
Erfahrung
Was ist ökologische Konversion?
Die Umkehr beginnt natürlich bei den einzelnen Menschen, und wenn ein Einzelner, wie Thomas Merton, seine Erfahrungen in einem Tagebuch festhält, können wir den Verlauf der Umkehr nachvollziehen. Als Merton 1962 zum ersten Mal auf eine Rezension von Rachel Carsons Stummer Frühling stieß, war er schockiert, als er erfuhr, was mit den Vögeln als Folge des wahllosen Einsatzes von Giften geschieht. Als er das Buch später selbst las, wurden ihm die Augen über seine eigene Mitschuld an dieser zerstörerischen Praxis geöffnet, was ihn dazu veranlasste, seine eigene Torheit mit DDT vollständig aufzugeben. Was sich veränderte, war zunächst sein eigenes Bewusstsein für das, woran er beteiligt war; und als sein Bewusstsein und sein Verständnis wuchsen, veränderte sich auch seine Art und Weise, mit seiner natürlichen Umgebung umzugehen.
Obwohl Mertons Bekehrungsmoment wahrscheinlich mit dem ersten plötzlichen Schock begann, als er von Carsons Buch las, wurde der Grundstein schon lange vorher gelegt, in der frühen Kindheit, durch den Einfluss seiner Eltern (beide Maler), die ihm die Liebe zur Natur vermittelten und ihn lehrten, die natürliche Welt um sich herum zu sehen und zu pflegen. Dies war ein wichtiger erster Schritt, der das Einfühlungsvermögen in die natürliche Welt in all ihrer Schönheit und Zerbrechlichkeit einschloss, eine unabdingbare Voraussetzung für alles, was folgen sollte.
Mertons besondere Wandlung in den frühen 1960-er Jahren war jedoch eher eine die Umwelt betreffende als eine ökologische: Sie konzentrierte sich auf die natürliche Umgebung, in der er als Mönch und Einsiedler in den Wäldern von Kentucky lebte. Um eine ökologische Vision zu entwickeln, war ein weiterer Schritt erforderlich. Merton musste von der Empathie mit der natürlichen Welt dazu übergehen, sie als ein ineinandergreifendes System zu verstehen, das alles Leben auf dem Planeten erhält. Seine ökologische Bekehrung war nur ein erster Schritt in der „Entwicklung eines ökologischen Bewusstseins“.
Reflexion
Nehmen Sie sich etwas mehr Zeit zum Nachdenken und lesen Sie das dritte Kapitel „Die menschlichen Wurzeln der ökologischen Krise“ und das vierte Kapitel „Integrale Ökologie“ in Laudato Si‘. Welche ökologischen Umwandlungen fordert Papst Franziskus in dieser großen Enzyklika von der ganzen Welt? Wie könnten sich diese auf Ihr eigenes tägliches Leben auswirken?
Als Schwestern, MitarbeiterInnen und KollegInnen sind wir damit vertraut, wie ISG uns zu der Vision des Evangeliums eines „lebenslangen Prozesses der Umkehr des Herzens“ aufruft (ISG K 36-39; ISG GD 51). Nehmen Sie sich eine stille Zeit und lesen Sie diese Abschnitte andächtig, um zu überlegen, wie jeder Abschnitt, wenn er durch eine ökologische Linse gelesen wird, das eigene Herz zu einer tiefen ökologischen Umkehr einlädt.
Aktion
Nach der Zeit des Nachdenkens, der Reflexion und des Lesens, allein oder mit anderen:
- Diskutieren Sie, was ökologische Umkehr für Sie bedeutet, und formulieren Sie dann eine Beschreibung oder eine Geschichte über eine persönliche ökologische Bekehrung, die Sie erlebt haben;
- Entscheiden Sie, welche drei besonderen Maßnahmen Sie einzeln oder gemeinsam mit anderen ergreifen werden, um auf die Forderungen in den Kapiteln drei und vier von Laudato Si‘ zu reagieren;
- Gestalten Sie für sich selbst ein Gebetsmandala, das Sie an unsere ökologischen Beziehungen auf der Erde, unserem Zuhause, und darüber hinaus im ganzen wunderbaren Universum erinnert;
- Ersetzen Sie beim Beten des Vaterunsers das Wort Reich durch Reich der liebenden Beziehungen[1], um die ökologischen Implikationen dieses heiligen Gebetes besser widerzuspiegeln;
[1] Anmerkung: Im Originaltext steht: say the word “kindom” instead of “kingdom”. Kindom ist eine Wortneuschöpfung, die nicht auf die politische Bedeutung abhebt, sondern im Gegensatz dazu die ökologische Bedeutung betont, nämlich die Verbindung aller Menschen zur Natur.
Schlussgebet aus Laudato Si
Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist
und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert,
mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein,
damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben
und niemandem schaden.
Gott der Armen,
hilf uns,
die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen,
zu retten.
Heile unser Leben,
damit wir Beschützer der Welt sind
und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen
und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an,
die nur Gewinn suchen
auf Kosten der Armen und der Erde.
Lehre uns,
den Wert von allen Dingen zu entdecken
und voll Bewunderung zu betrachten;
zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind
mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf
für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.
Vorbereitet von Mary Heather MacKinnon, SSND, Provinz Atlantic-Midwest für das Internationale Shalom-Büro, Rom, Italien
Grafik von der Richtungweisenden Erklärung, 24. Generalkapitel. Design: Kongregationsweites Kommunikationsbüro