
Liebe Brüder und Schwestern, für die Jünger bedeutete das Kreuz Jesu das Ende all ihrer Hoffnung. Aber gerade vom Kreuz aus schenkt Gott einen neuen Anfang. Dieses Folterwerkzeug wird zum Zeichen der Liebe, der Marterpfahl zum Baum des Lebens. Gott schenkt dort einen neuen Anfang, wo wir am Ende sind. Wenn wir das Kreuz betrachten, sehen wir den Herrn entblößt und verwundet. Während wir Bestätigung in Äußerlichkeiten suchen und bemüht sind, mit ihrer Hilfe den Schein zu wahren, konfrontiert uns der Herr, nackt und bloß, mit der Wahrheit unser selbst. Der Gekreuzigte, dem alles genommen ist, zeigt uns, dass dort neue Hoffnung entsteht, wo wir wieder zum Einfachen, Lauteren und Wesentlichen zurückfinden, wo wir zu Verzicht bereit sind und uns von überflüssigem Ballst befreien. Beim Anblick des Gekreuzigten werden wir sodann auch seiner Wunden gewahr, seiner Verletzungen an Leib und Seele, die am Kreuz ebenfalls zu Zeichen der Hoffnung werden, weil der Herr seine Peiniger dennoch liebt und ihnen vergibt. So verwandelt er Böses in Gutes und Schmerz in Liebe. Angesichts unserer eigenen Verletzungen lädt er uns ein, mit den Anderen wirklich Mitleid zu empfinden und ihnen beizustehen. Solche selbstlose Liebe bringt Heil – uns und den anderen – und schenkt österliche Hoffnung.
Past Franziskus, Generalaudienz,
Mittwoch, 5. April 2023